Leihmutterschaft in der Ukraine und Russland

Problemstellung aus historisch-und (christlich) bioethischer Perspektive

Vortrag

Das Problem der Leihmutterschaft hat seine Wurzel in der Geschichte der In-vitro-Fertilisation in der späten UdSSR und entwickelte sich im postsowjetischen Raum. Im Allgemeinen ging die rasche Entwicklung der assistierten Reproduktionstechnologien (ART) mit einer zunehmenden Diagnose von "Unfruchtbarkeit" einher. In etlichen postsowjetischen Ländern wurde die In-vitro-Fertilisation zur normalen Praxis, um eine Schwangerschaft zu erreichen. Eine Reihe von sozialen Besonderheiten der postsowjetischen Gesellschaften haben zur massenhaften Verbreitung der Leihmutterschaft geführt. Leihmutterschaft bezeichnet eine Fortpflanzungstechnologie, bei der sich eine Frau bereit erklärt, schwanger zu werden und „ihr“ Kind nach der Geburt einem anderen Ehepaar zu übergeben, das in der Regel genetisch mit dem Kind verwandt ist. Ein Leihmutterschaftszentrum wirbt mit den Worten: «Surrogate Motherhood - one of the faces of female destiny in the modern world". (Leihmutterschaft – eines der Gesichter von Frauenschicksal in der modernen Welt) In den Medien wurde die Leihmutterschaft in der Ukraine während der Covid-Pandemie erstmals zum Thema. Umgekehrt gab es in Russland sowohl während der Covid-Zeit als auch nach dem Beginn des Krieges mit der Ukraine einige mit Leihmutterschaft verbundene Gerichtsverfahren, die weite Beachtung fanden.

Der Vortrag geht der Frage nach, wie staatliche Vertreter in beiden Ländern die Frage der Leihmutterschaft wahrnehmen. Dabei sollen auch historische Trends in der Reproduktionspraxis sowie die Rolle des Staates und der Medizin bei der Formung der Einstellung zum weiblichen Körper im Laufe des 20. Jahrhunderts aufzeigen. Ebenso wird die Frage analysiert, warum es in den postsowjetischen Gesellschaften einen Konsens über Leihmutterschaft gibt und eine öffentliche Diskussion, besonders im ethischen Bereich, fehlt.

Die Diskussion über die künstliche Befruchtung und die Leihmutterschaft als eine ihrer Formen steht seit kurzem auf der Tagesordnung der orthodoxen Kirchen in Russland und der Ukraine. In dem Bericht wird erörtert, wie die Kirchen in der Ukraine und in Russland auf die bioethischen Fragen der Leihmutterschaft reagieren (und ob man von entwickelten und durchdachten Positionen sprechen kann) und welche Schwierigkeiten und Misserfolge die Kirchenvertreter haben, wenn sie sich auf dem Gebiet der Bioethik bewegen.

Referentin:

Dr. Nadezhda Beliakova (geb. 1980) studierte und promovierte an der Historischen Fakultät der Lomonossow-Universität in Moskau. Von 2010-2022 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Weltgeschichte der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau. Seit Juni diesen Jahres ist sie als Gastwissenschaftlerin an der Universität Bielefeld tätig. Eines ihrer aktuellen Forschungsthemen ist Religion und Frauengesundheit im postsowjetischen Raum. Zu ihren zahlreichen Publikationen gehören auch diverse sehr aktuelle Schriften über Bioethik und Biopolitik im Bereich Russlands und der Russisch-Orthodoxen Kirche.

Referent:

Dr. Nadezhda Beliakova

Veranstaltungsnr. 2-25777
Datum Mi 19.04.2023, 19:00 - 21:00 Uhr
Ort Capitol, Bayreuther Str. 4, 92237 Sulzbach-Rosenberg
Gebühr kostenfrei
Veranstalter EBW mit KEB
Anmeldung EBW Oberpfalz, ebw.oberpfalz@elkb.de oder 09621 496260

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